Außenansicht

Wohnhaus Servitengasse 10 – Musterfenster – Sanierung – 2022

Adresse: Servitengasse 10, 1090 Wien

Die beiden Häuser in der Servitengasse (Nr. 8 und 10) wurden 1906 und 1907 mit sezessionister Formensprache gegenüber dem Servitenkonvent erbaut.
Die Baubewilligung für die Neubauten wurde im August 1906 an Franz Quidenus („behördlich autorisierter“ Architekt) erteilt.1 Einen Monat später wurde mit den Abbrucharbeiten des 2-stöckigen Vorgängerbaus begonnen.2 19073 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und 1908 war Franz Quidenus Besitzer 4 beider Häuser.
Franz Quidenus wird in den Quellen als alleiniger Architekt genannt;5 in einer Wiener Publikation von 1908 findet sich als Hauptarchitekt der Name Rudolf Felsenstein.6 Er war ebenfalls Wiener Architekt (ursprünglich ukrainischer Herkunft)7 und obwohl er Mitglied der Wiener Bauhütte war,8 ist er kaum bekannt. Lediglich als Bruder des Architekten Karl Richard Felsenstein9 wird er genannt und die alleinige Urheberschaft der beiden Bauten wird stets Franz Quidemus zugeschrieben.

Das längsrechteckige Glasfenster ist in 17 Sektionen aufgeteilt. Der mittlere und größte Teil ist ein öffenbarer Fensterflügel.
Bei den inneren Gläsern handelt es sich um Weißgläser, bei den äußeren um Buntgläser. Die gesamte Verglasung besteht aus historischen Gußgläsern mit 3-4 mm Glasdicke in verschiedenen Farbvarianten.

Quellen:
1 Architekten- und Baumeister-Zeitung, 26.08. 1906, S. 6
2 Neues Wiener Journal, 05.09. 1906, S. 7
3 https://www.architektenlexikon.at/de/482.htm, 17.10.22, 12:42
4 Lenobel, Josef, Das Buch der Häuser und Hausbesitzer Wiens. 9. Bezirk, Wien 1908, S. 50
5 Zb: Architektenlexikon.at und baugeschichte.at
6 Wiener Neubauten im Style der Secession und anderen modernen Stylarten. Vierte Serie. Façaden, Details, Hausthore, Vestibule. Wien 1908, S. 24
7 https://www.architektenlexikon.at/de/129.htm, 17.10.22, 12:47
8 Monaszeitschrift „Wiener Bauhütte“, Ausgabe 8, 1907, S. 8
9 https://www.architektenlexikon.at/de/129.htm, 17.10.22, 12:51

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Quelle: Wiener Neubauten im Style der Secession und anderen modernen Stylarten. Vierte Serie. Façaden, Details, Hausthore, Vestibule. Wien 1908, S. 24

Servitengasse 10, 1090 Wien

Bestand und Demontage

Im Bestand vor Ort wurde starke Korrosion zwischen Fenstereisen und -stock, sowie ein kaputter Wetterschenkel vorgefunden.
Zerbrochene Gläser waren mit Silikon notdürftig verklebt worden.
Nach dem Ausbau der Gläser und dem Freilegen der historischen Senkschrauben wurden Kittreste abgemeißelt und der Fensterrahmen demontiert. Der Mauerputz blieb dabei oben und an den beiden Seiten unbeschädigt, lediglich im unteren Bereich des Fensterstockes brachen bereits lockere Putzteile ab.

Nach dem Transport in die Werkstätte wurden Farbproben entnommen und zur Fassungsanalyse durch das BDA Wien abgegeben.

Das Sandstrahlen erfolgte in der werkseigenen, mobilen Sandstrahlanlage vor Ort in Stockenboi/Kärnten.

Bei der Sanierung in der Werkstätte in Kärnten wurden ein- und durchkorrodierte Schadstellen aufgeschweißt und zugeschliffen, ein neuer Wetterschenkel hergestellt, Zollgewinde der historischen Senkschrauben nachgeschnitten, abgebrochene Verschlussbügel mit MIG-Schweißverfahren aufgeschweißt.
Fensterrahmen und innerer Fensterflügel wurden getrennt voneinander saniert, grundiert, deckbeschichtet und wieder zusammengebaut.

Die erste Grundierung erfolgte mit Haftgrund Henekote beige.
Nach dem Zwischenschleifen und dem verdichten von Hohlräumen mittels Innotec zwischen Fensterstock und Fenstereisen erfolgte die zweite Grundierung mit Haftgrund Henekote lichtgrau.

Die erste Deckbeschichtung wurde mit Mipa Venti 3in1, in RAL 7044 Seidengrau durchgeführt. Die zweite Deckbeschichtung erfolgte nach dem milimetergenauem Einpassen des Fensters vor Ort.

Auch bei der Montage wurde der Mauerputz nicht zusätzlich beschädigt.
Die historischen und sanierten Senkschrauben konnten zur Montage wieder verwendet werden.
Abschließend wurden die Gläser durch die Firma Petschenig eingesetzt.